UND ES HAT BLITZ GEMACHT

Insgesamt 12.677 Überwachungsstunden haben die 14 Messtechniker des Zweckver­bands Kommunale Verkehrssicherheit Oberpfalz im vergangenen Jahr geleistet. Aber wie sieht eigentlich der Arbeitstag eines Messtechnikers aus? Welche Ausbildung müssen diese durchlaufen? Und was machen die Verkehrsüberwacher eigentlich während einer Messung? Wir haben unsere Messtechnikern Sonja Schmid­ Fischer einen Tag lang begleitet.

Es ist 9 Uhr morgens. Sonja ist gerade an ihrer heutigen Messstelle angekommen. „Bevor ich dort die Messanlage aufstelle, fahre ich die Straßen rundherum ab und checke, ob die aufgestellten Geschwindigkeitsbeschränkungen passen und gut sichtbar für jeden Verkehrsteilnehmer sind“, erklärt sie. Sonja arbeitet seit einem dreiviertel Jahr als Messtechnikerin beim Zweckverband. Vorher war sie in der Verwaltung tätig. „Ich wollte weg vom Schreibtisch, mit Anfang 40 nochmal etwas ganz Anderes, etwas wirklich Sinnvolles machen“. Beim Zeitungslesen sei ihr dann die Stellenanzeige vom Zweckverband aufgefallen und hat direkt ihr Interesse geweckt. „Darauf habe ich mich einfach als Quereinsteigerin beworben – und dann ging alles ganz schnell: Vorstellungsgespräch, Probearbeit, erster Arbeitstag.“

SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR MESSUNG

Nachdem Sonja alles überprüft und ihren Caddy an der Messstelle geparkt hat, geht es an den Aufbau der Messanlage, die fest im Fahrzeug installiert ist und den Namen Traffistar S350 trägt. Dabei sitzt jeder von Sonjas Handgriffen: Zuerst wird der Strom eingeschalten, dann die Kamera präzise auf die Halterung gesteckt. Anschließend greift Sonja zum Abstandsmessrad, schließlich benötigt sie verschiedenste Daten für die Messung: die Straßenbreite, den Abstand von der Kamera zur Straße und die Entfernung zu einem festen Bezugspunkt wie beispielsweise einer Straßenlaterne oder einem Verteilerkasten. „Diese Daten sind dazu da, um den genauen Standort der Messanlage festzuhalten – und vor Gericht wichtige Beweisdaten.“ Nun schaltet Sonja sich über ein Tablet auf die Traffistar S350 und gibt dort die gemessenen Abstände ein beziehungsweise checkt die für die Messstelle bereits hinterlegten Daten wie die Geschwindigkeitsbegrenzung.

AUSBILDUNG IST ALLES

Um bestens für den Einsatz an der Messanlage gerüstet zu sein, bekommen Sonja und ihre aktuell 13 Kollegen regelmäßig Schulungen. Oberste Priorität haben dabei die Schulungen zur Technik. „Wir werden von den Messanlagen-Herstellern intensiv geschult und geprüft. Erst dann bekommen wir ein Zertifikat und dürfen mit der Anlage rausfahren“, berichtet Sonja. Zudem standen und stehen immer wieder Lehrgänge bei der Bayerischen Verwaltungsschule sowie Seminare zu verschiedensten Themen wie Erste Hilfe, Selbstverteidigung und Konfliktmanagement auf dem Programm der Zweckverband-Messtechniker. Bevor die Messanlage bereit für ihren heutigen Einsatz ist, fehlt noch ein letzter Schritt: Das Messfeld muss eingestellt werden. „Auf Basis der gerade von mir eingegebenen Daten erstellt die Messanlagen-Software selbst ein Messfeld“, erklärt Sonja, „das muss ich jetzt noch exakt ausrichten.“ Dazu stellt Sonja am Fahrbandrand Pylone auf und checkt aufgrund der durchfahrenden Fahrzeuge, ob die Messfeld-Einstellungen auch wirklich passen. Nun erfolgt noch ein Selbsttest inklusive Eröffnungsbild – dann ist die Messung aktiv.

WURDE ICH GEBLITZT?

Natürlich zieht der Job eines Messtechnikers jede Menge Aufmerksamkeit auf sich – Beweise dafür finden sich oft in den Sozialen Medien. Aber wie sieht es mit dem direkten Feedback seitens der Bürger aus? „Es kommt wirklich selten vor, dass mal jemand ans Auto kommt und sich beschwert. Und wenn, dann habe ich viele gute Argumente, die ich dann nett und höflich erkläre. Schließlich können bereits wenige km/h zu schnell zu einem Unfall oder dazu führen, dass Menschen zu Schaden kommen“, berichtet Sonja und ergänzt: „Oft sind es aber eher Menschen, die gerade durch meine Messung gefahren sind und sich erkundigen wollen, ob sie geblitzt wurden, oder Bürger, die sich dafür bedanken, dass wir hier in ihrer Straße überwachen und darum bitten, dass wir noch öfter kommen. Ein paar Mal habe ich es auch schon erlebt, dass Anwohner mir eine kleine Aufmerksamkeit ans Messfahrzeug gebracht haben – beispielsweise einen Kaffee oder frisch geerntete Weintrauben.“

IMMER ALLES IM BLICK

Wer jetzt denkt, bei laufender, aktiver Messung gibt es für einen Messtechniker nichts mehr zu tun, der irrt. „Wir müssen die Messung und das Umfeld des Messbereichs immer im Blick haben, um schnell auf sich ändernde Verkehrs- sowie Witterungsverhältnisse reagieren zu können. Beispielsweise bei der Belichtung. Ab und an ändert sich schon mal die Wetterlage, dann muss man die Messung heller beziehungsweise dunkler machen oder wenn es düster wird oder bei Regen schon mal den Blitz zuschalten.“ Ansonsten kümmert sich Sonja während der Messung um die Erstellung des Messprotokolls, in dem nochmal alle Daten rund um die Messung erfasst werden, stimmt sich mit ihren Kollegen ab oder bereitet sich auf ihre nächste Messung vor: „Wir sind nach unserem Dienstplan jeden Tag in zwei unterschiedlichen Kommunen fest eingeteilt. Welche Messstelle wir anfahren und überwachen, können wir nach der festgelegten Priorität aber selbst entscheiden. Das muss natürlich vorbereitet werden, nicht jede Messstelle kann zu jeder Uhrzeit oder bei jeder Wetterlage angefahren werden.“ Kurzum, der Job eines Messtechnikers klingt vielfältig, aber was muss jemand, der als solcher arbeiten möchte, mitbringen? „Man muss gerne selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten und eine gewisse Affinität zu Technik haben. Und was ich besonders an meinen Job mag ist, dass kein Tag dem anderen gleicht, man viel sieht, viel draußen unterwegs ist und flexibel arbeiten kann. Für mich gibt es keinen schöneren Job!“, so Sonja, „und was mich obendrein immens motiviert, ist die Tatsache, dass ich jeden Tag einen kleinen Beitrag dazu leiste, die Straßen für Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Schulkinder ein Stückchen sicherer zu machen. Das liegt mir sehr am Herzen.“